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Entwicklungsgeschichte
der Systemischen Beratung und Therapie



Die systemische Therapie und Beratung entstammt der Familientherapie, die in den 50er Jahren in Palo Alto, Kalifornien entwickelt wurde. Anders zu tiefenpsychologischen Methoden, die bis dahin vorherrschend waren und allein das Individuum mit seinen Störungen im Blick hatten, verfolgte die Familientherapie den Ansatz, dass individuelle Störungen stets im Kontext des familiären Umfelds gesehen und behandelt werden müssen. Psychotherapie war demnach nicht mehr nur eine Angelegenheit zwischen Therapeut und Patient, vielmehr wurden Familienmitglieder aktiv in den therapeutischen Prozess mit einbezogen.

Dieser neue Ansatz brachte bahnbrechende Erkenntnisse und Veränderungen in der Psychotherapie mit sich. Ein radikaler Paradigmenwechsel trat ein. Schnell wurde ebenfalls erkannt, dass die Erkenntnisse der Familientherapie auf alle soziale Systeme übertragen werden konnten. Demnach weiteten sich die Arbeitsfelder auf all jene Bereiche aus, in denen Menschen miteinander zu tun haben – so dass wir heute von einer systemischen Sichtweise sprechen und erfolgreich systemische Beratung anbieten können. Interessant ist hierbei, dass diese Entwicklung an mehreren Orten gleichzeitig und unabhängig voneinander stattgefunden hat.

Doch was sind diese "bahnbrechenden Erkenntnisse", die die systemische Sichtweise auszeichnen und so erfolgreich machen? Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über drei verschiedene Ansätze gegeben werden, die zur Entwicklung der systemischen Beratung und Therapie, wie wir sie heute kennen und nutzen, maßgebend beigetragen haben.


Strukturalismus


Der Strukturalismus geht davon aus, dass allem menschlichen Denken und Handeln bestimmte Parameter zugrunde liegen, die ein System bilden. Anhand der sog. Kybernetik können diese Parameter genau beschrieben werden. Diese sind z. B.: Elemente eines Systems, Hierarchie, Ordnung und Regeln, Gruppenmuster, Vernetzung der Systemelemente, innersystemische Grenzen, Austauschprozesse, Offenheit/Geschlossenheit, Homöostase und Rückkoppelung.

Vor allem sei hier der Psychologe Salvador Minuchin zu nennen, der das Modell der strukturellen Familientherapie entwickelte. Seiner Meinung nach produzieren und verewigen dysfunktionale Familiensysteme das Leiden einzelner Familienmitglieder aufgrund starrer und krankmachender Parameter; Therapieziel ist demnach ein Neuentwurf der familiären Struktur, sowie die Stabilisierung der Subsysteme. Krankmachende Parameter können sich also anhand der eingenommenen Metaebene transformieren und beeinflussen das Ganze, beteiligte System nachhaltig.

Im Strukturalismus begründen sich zudem die systemischen Methoden der Paradoxie und den"verordneten" Hausaufgaben.


Konstruktivismus


Die Kernaussage des Konstruktivismus ist: "Ausnahmslos jede Wahrnehmung ist subjektiv!" Konstruktivisten bezweifeln die Existenz einer objektiven Wirklichkeit; ein jeder "baut" sich seine eigene Welt selbst. Demnach hängt das individuelle Erleben stark, aber nicht ausschließlich, vom Subjekt und seinen Erfahrungen selbst ab. Die Umwelt dient dem Einzelnen lediglich als Anregung seiner Entwicklung, die wesentlichen Impulse gehen aber von ihm selbst aus. Menschen sind also "selbstgesteuerte Systeme", die von ihrer Umwelt nicht determiniert werden können, sondern lediglich "gestört" und dadurch angeregt werden.

Wenn nun ein Sachverhalt oder ein Problem aus unterschiedlichen Perspektiven gesehen wird und diese unterschiedlichen Perspektiven zu unterschiedlichen Konsequenzen und Entscheidungen bei den Einzelnen führen, dann verliert die Sache selbst an Bedeutung. Stattdessen ist es wichtig, die Art und Weise zu fokussieren, wie mit dem Sachverhalt jeweils umgegangen wird. Das Augenmerk liegt also auf der Art und Weise, wie wir Beziehung gestalten.

Die systemische Beratung und Therapie stützt sich in vielfältiger Weise auf den konstruktivistischen Ansatz und zeigt sich in systemischen Methoden wie z. B. Zirkuläres Fragen, Hypothetisches Fragen, Reflecting Team oder Multiple Dialoge. Luigi Boscolo, Helm Stierlin oder Tom Andersen sind u. a. an dieser Stelle als prägende Personen zu nennen.


Humanistische Psychologie


Bei der humanistischen Psychologie steht v. a. das Wachstumspotenzial gesunder Menschen im Vordergrund. Die psychischen Schwächen werden wenig bis kaum betont. Der Mensch wird von Grund an als "gut" angesehen. Freier Wille, bewusstes Handeln und Erleben, freie Entscheidungsfähigkeit, sowie Ziel- und Sinnsuche sind wesentliche Merkmale des humanistischen Ansatzes.

Dem Aspekt der "Beziehungen" kommt hierbei ebenfalls eine bedeutende Rolle zu. Probleme oder Störungen im äußeren, sowie im inneren psychologischen Erleben werden als "Störung" oder "Blockade" im Beziehungsgestalten und in den Denkmustern gesehen. Diese Blockaden können z. B. anhand platischer Darstellung, entsprechender Kommunikation und Neubewertung erfühlt und transformiert werden. Die systemische Arbeit mit Skulpturen (gruppentherapeutisch oder einzeltherapeutisch) und das Reframing lassen sich hierauf zurückführen, ebenfalls die ressourcen- und lösungsorientierte Denkweise der systemischen Beratung. Vor allem sei hier Virginia Satir zu nennen, die oft auch als "Mutter der Familientherapie" bezeichnet wird.

Die systemische Beratung und Therapie zeichnet sich also vor allem durch die Erkenntnis aus, dass sich der einzelne Mensch nicht losgelöst von seiner familiären und sozialen Umgebung bewegt, sondern sich im stetigen "Austausch" mit seiner Umgebung befindet. Dieser Austausch kann positiv oder negativ behaftet sein, wird als fördernd oder störend erlebt, kann Gesundheit oder Krankheit mit sich bringen. Der Austausch verläuft zudem generationenübergreifend; das "System" interagiert stets in sich und nach außen und gleicht aus.

Gründe für spezifisches Verhalten sind also immer im Kontext des zu betrachtenden Systems zu sehen. "Störungen" weisen auf etwas hin und zeigen das Wachstumspotential des Einzelnen und des beteiligten Systems an. Diese wertschätzende Sichtweise macht das systemische Denken und Handeln aus und könnte den langanhaltenden und breiten Erfolg der Methodik erklären.

Die Quelle der systemischen Beratung und Therapie liegt v. a. im Humanismus, Konstruktivismus und Strukturalismus. Ebenfalls trugen narrative Ansätze vieles zur systemischen Beratung und Therapie bei, die in der Postmodernen Philosophie sowie in der Sprachphilosophie ihren Ursprung haben.
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